Die Präferenzwahl richtig nutzen 

news :: 2010
von Jan Behrens am 15. Februar 2010

Oftmals gibt es den Fall, dass mehrere Anträge zur Abstimmung zugelassen werden, die man grundsätzlich unterstützenswert findet und die sich evtl. nur in Detailfragen unterscheiden. Um zu vermeiden, dass diese Anträge trotz einer eigentlich bestehenden Mehrheit aufgrund von gegenseitiger Stimmenwegnahme nicht beschlossen werden können, gibt es in LiquidFeedback die Möglichkeit, mehreren konkurrierenden Anträgen GLEICHZEITIG zuzustimmen. Die verschiedenen Alternativanträge lassen sich außerdem in eine persönliche Präferenzreihenfolge bringen.

Die Bedienung in der LiquidFeedback Endabstimmung funktioniert folgendermaßen (Screenshot, Video):

Zunächst zieht man seinen eigenen Favoriten mit der Maus in die grüne Box "Zustimmung". Danach wählt man den nächsten Antrag, dem man zustimmen möchte, und zieht ihn

  • in die gleiche grüne Box, falls man diesem Antrag gleichberechtigt zustimmen möchte – oder –
  • ZWISCHEN die Zustimmungs- und Enthaltungsbox, falls man diesem Antrag nur zustimmen würde, für den Fall, dass der Erstwunsch nicht gewinnt.

Auf diese Weise fährt man fort und legt die Präferenzreihenfolge der Anträge, denen man zustimmen möchte, fest. Ablehnungen lassen sich auch in eine Präferenzreihenfolge bringen.

Allen Anträgen, denen man für den Fall zustimen würde, dass sie als einziger Antrag zur Abstimmung stünden, sollte man auch tatsächlich eine Zustimmung erteilen. So kann man unter Umständen vermeiden, dass wenn der eigene Favorit keine Mehrheit findet, am Ende gar kein Antrag oder ein ungewünschter Antrag gewinnt. Diese "Ersatz-Zustimmungen" kann man als Zweit- oder Drittwunsch im System hinterlegen, so dass (vereinfacht dargestellt) diese Stimmen ihre Wirkung nur dann entfalten, wenn der Erstwunsch nicht gewinnt.

Weitere technische Erläuterungen:

Das genaue Auszählungsverfahren, welches für die Endabstimmungen in LiquidFeedback zum Einsatz kommt, ist die sogenannte Schulze-Methode. Diese Auszählungsmethode wurde erst im Jahre 1997 von Markus Schulze entwickelt und gehört zu den wenigen Verfahren, die folgende drei Anforderungen in Kombination erfüllen können:

  • Jedem ist es möglich all seine Präferenzen zum Ausdruck zu bringen
  • Anträge zu denen es ähnliche Alternativanträge gibt, werden nicht prinzipbedingt bevorzugt oder benachteiligt (hängt mit der Erfüllung des "Independence of clones criterion" nach Nicolaus Tideman zusammen)
  • Kein Auftreten von negativem Stimmgewicht (im Gegensatz zu Stichwahlen oder Instant-Runnoff-Voting)

Es werden allerdings nur jene Anträge mit der Schulze-Methode ausgewertet, die mehr Zustimmungen als Ablehnungen aufweisen.

UPDATE: Mit LiquidFeedback 2.0 wurde das Auszählungsverfahren dahingehend geändert, dass stets jeder Antrag mit allen anderen Anträgen verglichen wird. Siehe hierzu auch: Preferential voting in LiquidFeedback.