Beim Innovationsforums 2025 in Berlin kamen führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Medien zusammen. Ziel der Veranstaltung war es, erfolgreiche Strategien sichtbar zu machen, voneinander zu lernen und wirksame Lösungen für zentrale gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln.
Impulsgebende Redebeiträge von Barbie Kornelia Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, Philipp Amthor, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung, und Bartosz T. Wieliński, Chefredakteur der Gazeta Wyborcza, gaben wertvolle Denkanstöße im Verlauf des Tages.
In Podiumsdiskussionen und interaktiven Arbeitsgruppen wurden drängende Zukunftsthemen wie Staatsreform, Klima und Energie, Digitalisierung, Mobilität und Migration behandelt. Im Mittelpunkt standen bewährte Ansätze mit Skalierungspotenzial – Strategien, die bereits Wirkung gezeigt haben und sich auf unterschiedliche Kontexte übertragen lassen.
Zu den besonders beachteten Arbeitsgruppen zählte die Session zum Beteiligungsprojekt LiquidFriesland. Unter dem Titel „Wie eine ländliche Region demokratische Impulse für Europa setzte“ wurde aufgezeigt, wie ein ländlich geprägter Landkreis bereits vor über zehn Jahren neue Wege der digitalen Bürgerbeteiligung beschritt.
Der Landkreis Friesland erkannte früh das Potenzial digitaler Teilhabe und setzte mit der Einführung der Open-Source-Lösung LiquidFeedback ein mutiges Zeichen. LiquidFeedback war bereits in anderen Kontexten im Einsatz, doch Friesland war der erste Ort, an dem es gezielt für demokratische Bürgerbeteiligung genutzt wurde. Bürgerinnen und Bürger konnten Vorschläge einreichen, diskutieren und darüber abstimmen – offen, transparent, ortsunabhängig und zeitlich flexibel, ohne zentrale Moderation.
Die Diskussion hob zentrale Erfolgsfaktoren hervor: eine klare politische Rückendeckung, die aktive Einbindung lokaler Akteure und ein pragmatischer, mutiger Ansatz in der Umsetzung. Ziel war es, Beteiligung konkret, lokal verankert und wirksam zu gestalten – auf Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern.
Die Diskussionen machten deutlich: Die Erfahrungen aus Friesland sind aktueller denn je. In Zeiten rasanter technologischer Entwicklungen, zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und wachsendem Druck auf demokratische Legitimation stellen sich neue, dringliche Fragen:
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des EU-geförderten Forschungsprojekts PERYCLES – Participatory Democracy That Scales. Das Projekt untersucht, wie sinnvolle Beteiligungsprozesse wirkungsvoll skaliert werden können. Eine zentrale Grundlage bildet das LiquidFeedback-Framework, das in LiquidFriesland erstmals für die Bürgerbeteiligung eingesetzt wurde. LiquidFeedback wurde auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen entwickelt, die systematisch in die Ausgestaltung von Deliberations- und Entscheidungsprozessen eingeflossen sind.
Die Arbeitsgruppe diskutierte, wie sich die Erfahrungen aus Friesland auf europäischer Ebene weiterentwickeln lassen – nicht als nostalgischer Rückblick, sondern als konkreter Beitrag zur Gestaltung der digitalen Demokratie Europas.
Das Innovationsforum 2025 wurde organisiert von der Hertie School Executive Education in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung sowie der Intersectoral School of Governance Baden-Württemberg. Die Veranstaltung wurde großzügig von der Berthold Leibinger Stiftung gefördert.